Soldatentod und deutsche Außenpolitik

Am 12.07.2017 begrüßte die Hochschulgruppe für Sicherheits- und Außenpolitik Bremen Herrn Dr. Franke vom Institut für interkulturelle und internationale Studien (InIIs) der Universität Bremen. Seit 2014 forscht er dort unter anderem zur sich wandelnden Bedeutung des Soldatentods in der deutschen (Außen-) Politik vor dem Hintergrund, für welche Werte deutsche Soldaten sterben und wie sich der Soldatentod auf die Beziehungen des Institutionen-Gefüges - bestehend aus Bundestag, Bundesregierung und Verteidigungsministerium - auswirkt.

Die Terminologie des Soldatentodes teile sich in diesem Zusammenhang nach Ansicht Frankes in drei Phasen: Nachdem die Bezeichnung des "Gefallenen" lange Jahre von offizieller Seite überhaupt nicht für die im Einsatz umgekommenen Soldaten verwendet wurde, fand diese Begrifflichkeit ab 2009 im Rahmen von Trauerreden seitens der Kanzlerin oder des Verteidigungsministeriums erstmals seit Ende des Zweiten Weltkrieges wieder Einzug in das Vokabular der Bundesregierung. In einer anschließenden Phase - gekennzeichnet durch viele Tote im Einsatz - stellen die Untersuchungen eine gewisse Professionalisierung des regierungsamtlichen Trauerns fest. Im Gegensatz dazu kennzeichnen sich die vergangenen Jahre durch sinkende Zahlen getöteter Soldaten, sodass das Phänomen des Soldatentods an Salienz verloren hat.

 

In der anschließenden, offenen Diskussion wurden verschiedene Aspekte des Vortrags anregend aufgriffen: Wie sei es möglich, die beidseitig wahrgenommenen Distanz sowie das gegenseitige unterschwellige Unverständnis zwischen dem Militär und der Zivilbevölkerung zu überwinden? Welchen Einfluss hatte die Abschaffung der Wehrpflicht auf dieses "schwierige" Verhältnis? Ein weiterer, ausführlich debattierter Aspekt war die Frage, wie die Bundeswehr in ihrer Konstitution als Parlamentsarmee gestärkt werden könne: Neben einer umfangreicheren politischen Bildung während der Grundausbildung wurde in diesem Zusammenhang auch eine Stärkung des Parlamentspräsidenten ins Spiel gebracht.

 

Wir danken Herrn Dr. Franke für die Einführungen in ein sehr grundlegendes und wichtiges Thema, dessen Debatte derzeit beinahe ausschließlich fernab des tagespolitischen bzw. öffentliches Diskurses stattfindet. In der Überzeugung, interessante Gedankengänge inspiriert zu haben, danken wir allen Gästen in der regen Hoffnung, den gesellschaftlichen Diskurs über den Soldatentod künftig mit eigenen Perspektiven anregen zu können.